Vogel gefunden - Was tun?

Zu Beginn der Brutzeit im Frühling häufen sich die Fundmeldungen über scheinbar hilflose und verwaiste Jungvögel. Doch dieser Schein trügt, denn in den meisten Fällen ist der Vogel gesund und außer Gefahr. Nehmen Sie bitte auf keinen Fall den Jungvogel gleich auf, sondern belassen Sie das Tier an Ort und Stelle. Holen Sie sich, wenn nötig, fachkundigen Rat ein.

 

© NABU/Nadine Bettinghausen
© NABU/Nadine Bettinghausen

 

Bei den meisten Jungvögeln, die gefunden werden, handelt es sich um "Scheinwaisen". Da viele Jungvögel das Nest flugunfähig und ohne vollständiges Gefieder verlassen, machen sie auf Menschen oft einen hilflosen Eindruck. Doch bitte nehmen Sie diesen Vogel nicht auf! Es gehört zum natürlichen Feindvermeidungsverhalten, dass sich der flugunfähige Nachwuchs am Boden verteilt. Die fast flügge Vogelbrut breitet sich nach dem Verlassen des Nestes an verschiedenen Stellen innerhalb des Brutgebiets aus. So wird das Risiko verringert, dass der gesamte Nachwuchs gleichzeitig einem Fressfeind zum Opfer fällt.

Diese Vögel stehen auch am Boden mit ihren Eltern in Verbindung und werden von diesen versorgt. Dazu dienen die kläglichen Rufe, die die Jungvögel ausstoßen und mit denen sie nach Futter betteln. Bitte lassen Sie den Jungvogel also an Ort und Stelle, damit die Verbindung zu den Eltern nicht getrennt wird!

 

Eine Ausnahme hiervon ist, wenn sich der Jungvogel in Gefahr befindet. Zum Beispiel, weil er auf der Straße oder einem ähnlichem Gefahrenbereich sitzt, dann können Sie eingreifen.

  • Setzen Sie den Vogel an einen geschützten Ort in der Nahe des Fundorts, zum Beispiel Gebüsch oder Baum.
  • Unsere heimischen Vögel riechen fast nichts, deshalb brauchen Sie sich keine Gedanken wegen eines eventuell an den Jungen haftenden Menschengeruchs zu machen.

Sind Sie sich nicht sicher, ob der Vogel wirklich verlassen ist, können Sie die Situation beobachten. Dies muss allerdings über eine längere Zeit geschehen, denn die Altvögel legen mitunter auch ein bis zwei Stunden lange Fütterungspausen ein

  • Zu berücksichtigen ist, dass sich die Eltern den Jungen erst nähern, wenn sie keine Gefährdung durch Menschen, Katzen, usw. erkennen. Es sollte deshalb beim Beobachten ein gewisser Mindestabstand eingehalten und hektische Bewegungen vermieden werden.

Vogel schon mitgenommen?

Haben Sie aus Unwissenheit oder anderen Gründen doch einen Vogel mitgenommen, können sie diesen je nach Fundsituation in einem Zeitraum von mehreren Tagen wieder an den Fundort zurückbringen. Da die Eltern im Brutgebiet verbleiben, kann ein wieder aufgetauchtes Jungtier erneut in die Familienstruktur integriert werden. 

 

© NABU/Rüdiger Weis
© NABU/Rüdiger Weis

Erste-Hilfe für Nestlinge

Nestlinge kann man daran erkennen, dass sie noch nicht auf ihren Füßen stehen können und wenig bis kein Gefieder haben. Das fehlende Gefieder hat zur Folge, dass der Vogel seine Körpertemperatur noch nicht ausreichend regulieren kann und deswegen auf permanente Wärmezufuhr angewiesen ist. Das Auskühlen des Jungvogels kann zu irreversiblen Organschäden führen, die oft einen schnellen Tod bedeuten. Demnach ist die Erstversorgung nach einem Nestling-Fund entscheidend für sein Überleben. Zu beachten ist, dass menschlicher Kontakt für Wildtiere mit viel Stress verbunden ist. Reduzieren Sie aus diesem Grund die Berührungen auf ein Minimum und sorgen Sie für eine reizarme Umgebung.

Das können Sie tun

 

  • Für eine vorübergehende Unterbringung nach dem Fund eignen sich Schuhkartons, Euroboxen oder ähnliches.
  • Sorgen Sie für Dunkelheit und Ruhe.
  • Beschaffen Sie eine Wärmequelle, zum Beispiel über Körperwärme, Wärmflasche oder ähnlichem (PET-Flasche, Flachmann, Körnerkissen, etc.) Die Wärmequelle muss regelmäßig überprüft werden. 
  • Formen Sie ein Ersatznest: ein altes Handtuch in einer Müslischüssel zu einem "Donut" formen. Wichtig sind ein aufrechter Sitz und seitliche Stützung, um Seitenlage zu verhindern! KEINE Watte oder andere Fäden ziehende Materialien verwenden, da sonst ein Abschnüren der Gliedmaßen möglich ist. 
  • Einen feuchten Waschlappen neben das Nest auf die Wärmflasche legen, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen. Es sollte KEIN direkter Kontakt des Jungvogel mit dem Waschlappen erfolgen.
  • KEINE Futter- oder Wassergabe
  • Um die jeweilige Situation individuell bewerten zu können und somit zielführende Lösungen zu ermitteln, setzten Sie sich bitte umgehend nach der Erstversorgung mit Fachkundigen telefonisch in Verbindung. Die Aufzucht junger Nestlinge erfordert maximales Fachwissen und sollte unter keinen Umständen ein Versuch bleiben. Da es nur begrenzt Pflegestellen gibt, ist eine individuelle Befragung notwendig.
 
   
© NABU/Detlef Bergmann
© NABU/Detlef Bergmann

Stark verletzter Wildvogel

 

Zu den sichtbarsten Anzeichen für offensichtliche Verletzungen oder Notlage eines Vogels gehören:

blutende Stellen, Fehlstellungen des Kopfes, der Flügel oder Beine, sichtbare Frakturen, apathisches Verhalten, Rücken- oder Seitenlage.

Für eine erfolgreiche Heilung sollte das Tier bei solchen Anzeichen schnellstmöglich von einer Tierärztin oder einem Tierarzt behandelt werden.

 

Für den Transport:

  • Setzten Sie den Vogel in einen abgedunkelten Schuhkarton (oder ähnlichen Behälter) mit Luftlöchern, denn im Dunklen werden Vögel ruhiger. Reduzieren Sie außerdem den Kontakt zum Tier auf ein Minimum, damit der Stresslevel des Vogels sinkt.
  • Der Karton sollte mit Zellstoff (Klopapier, Küchentücher) oder einem Stück Stoff (Handtuch) ausgelegt werden.
  • Formen Sie ein Ersatznest: mit einem altem Handtuch o.Ä. einen "Donut" formen. Wichtig sind aufrechter Sitz und seitliche Stützung, um Seitenlage zu verhindern.
  • Bitte verzichten Sie unbedingt auf Futter- und Wassergabe!

Kontakt - Vögel

THRO Tierhilfs- und Rettungsorganisation e.V.

Werderplatz 3

77743 Neuried - Ichenheim

 

Tel.:

07807 - 949181

 

E-Mail: 

thro@tierhilfs-und-rettungsorganisation.de

 

Weitere Einrichtungen, zum Beispiel speziell für 

Greifvögel, sind ebenfalls vorhanden.